Samstag, 24. Dezember 2022

Weihnachtsgeschichte 2022. Norbert Krüger. Das Lichterfest.

 Weihnachtsgeschichte 2022

Einmal mehr ist die Expertise von Norbert Krüger als Haustechniker und Universalgenie gefragt. Auf der einen Seite ist Norbert von all dem Bitten und Betteln genervt. Dann wiederum ist es aber auch eine Ehre, besonders dann, wenn die Frau von dem Herrn Direktor ihn bittet die diesjährige Weihnachtsbeleuchtung in ihrer neuen Villa anzubringen. Ruhm und Anerkennung ist immer mit Arbeit verbunden. Harte körperliche Arbeit. Und Planung. Aber wenn man gut ist, dann ist man gut. Das wissen die Leute dann auch zu schätzen. Sie würden ja nicht fragen, wenn sie es selber machen könnten. Doch, der ein oder andere würde rein aus Bequemlichkeit fragen. Aber das steht jetzt auf einem anderen Blatt. Und an der Spitze ist es leider oftmals einsam. Er hätte den Zivi mitnehmen können, der sich momentan einen guten Namen im Krankenhaus macht. Aber dann hat er ihn doch nicht gefragt. Norbert hat seine Gründe. Gründe über die er nicht näher sprechen möchte. Gründe, die ihm selber nicht so klar sind, dass er sie sich selber erklären könnte. Aber er hat seine Gründe. Und manchmal ist der Grund auch nur ein Gefühl. Ein Mann Armee, hat er vor einer Weile mal so zum Spaß in der Kantine gesagt. Und dann nochmal am gleichen Tag zu sich alleine. Aber im ernst gemeint. So ist es nämlich. Wenn man sich auf andere verlässt, dann ist man verlassen. Und der Zivi ist eigentlich doch zu nichts gebrauchen. Die Kabel hätte er ihm auseinander frickeln können. Sicher. Er hat ja nicht gewusst, dass die sie sich mit billiger, chinesischer Ware zufrieden gibt. Nun gut. Augen auf und durch. Und auf der anderen Seite möchte er ungern mit dem Zivi den Umschlag teilen, oder sie in die unbequeme Situation bringen zwei Flaschen Champagner zu überreichen. Und dann könnte er auch im Februar mal ganz beiläufig erwähnen, dass er die Weihnachtsbeleuchtung beim Herrn Direktor gemacht hat, wenn das Gespräch wieder mal unter den Kollegen auf seine neue Villa abdriftet. Klar, würde er dann sagen können,...die neue Villa, war ich schon da, hab ich Verkabelungen gemacht... drei Millionen mit den Umbauarbeiten, hat das den gekostet, bestimmt, aber in Altenrath,... keine Ahnung, Altenrath, jetzt mit der Einflugschneise, eventuelle Landebahnerweiterung, man weiß ja nicht, was die da noch machen, von expandieren wurde ja schon vor 20 Jahren gesprochen, und Altenrather an sich, das ist ein anderes, ganz ganz komisches Völkchen, Wohnzimmer ist auch östlich ausgerichtet, heißt dann im Nachmittag im dunkeln, dafür die Schlafzimmer auf der Westseite, hahaha,... und beim Boden haben die auch gehuddelt, Fußbodenheizung, mussten die nochmal das Parkett aufstemmen... hahahaha, in meinem Leben noch nicht gehört.... hahaha... aber in der Minibar sind ein paar feine Tropfen und der hat zwei Labradore, super schöne Hunde.... und dann würde er desinteressiert umschwenken und in der Räuberpfanne rumstochern und über den Kantinenfrass schimpfen, während die anderen ihn noch mit offenem Mund ihn anstarren würden.


Epilog Part I:

Watt will die denn schon wieder? Watt ruft die mich denn jetzt schon wieder an? Ich hab der doch gesagt, datt ich datt um 11 Uhr fertig mach. Ich kann mich doch auch nicht zweiteilen. Die Trulla. Wenn die nicht ihren Willen bekommt. Furchtbar diese Alte. Wirklich. Die wollt ich nicht geschenkt bekommen. Gut, die Bea ist auch alles andere als pflegeleicht. Aber wenn ich mit der verheiratet wär, dann würd ich micht umbringen oder weglaufen. Zum Kaufland muss ich noch. Ich hoff die haben noch die Knusperente. Ich muss noch zum Getränkehandel. Ist auch eigenartig Weihnachten steht vor der Tür und die haben kein Weihnachtsbier im Angebot. Ne is klar. Und datt der Francois mit seiner Frau über Weihnachten kommt, datt is mir alles andere als Recht. Die hängt mir sowas am Hals raus die Alte. Aber sowas. 11 Uhr hab ich gesagt...
-Ja Frau ....
-... .
-Äh, Herr Direktor, ich dacht ihre Frau wär am Telefon. Wie komm ich zu der Ehre?
-... .
-Ja, hab ich.
-... .
-Die Beleuchtung. Ja...
-... .
-Das stimmt.
-... .
-Ich bin gestern nicht fertig geworden...
-... .
-Ne, ich musst die Kabel noch... äh, da musst watt gelötet werden und...
-... .
-Herr Direktor. Mein Ehrenwort...
-... .
-10 Minuten Job...
-... .
-Ja, sichi.
-... .
-10 Minuten, wenn ich es ihnen sage...
-... .
-Ich musst zu Hause noch... äh... ich musste noch das passende Werkzeug...
-... .
-Ja, ne bestimmt.
-... .
-Was?
-... .

Weihnachtsgeschichte 2022
Norbert Krüger.
Das Lichterfest.

Die Frau vom Direktor hat Norbert gebeten die diesjährige Weihnachtsbeleuchtung an ihrem Haus zu installieren. Ihr Bruder mit der Familie im Schlepptau sind aus Kalifornien angereist. Und auch die nahe Verwandtschaft des Herrn Direktor lässt sich blicken. Und somit heißt es die Familie zu überraschen. Zu begeistern. Fotos. Vielleicht auch zwei, drei Fotos für ihr Instagram Account. Jedes Puzzlestück in dem diesjährigen Festtagstreiben ist essentiell. Die neue Villa, in die sie erst im Mai eingezogen sind. Zu der sie keine Einweihungsparty gegeben haben. Irgendwie rennt die Zeit ja immer davon. Erst waren die Bauarbeiter später als spät dran. Dann gab es Komplikationen mit der Elektrik. Die Fußbodenheizung. Es wurde eine falsche Einbauküche angeliefert. Der Internetanschluss, Telefon, der große Frierschrank war dann auch nicht mehr auf Lager. Die Matratzen waren zu weich und mussten retour geschickt werden. Und dann war es nicht die Matratze wie sich rausgestellt hat, wovon der Herr Direktor die Kopfschmerzen hat, sondern das Kopfkissen. Der Teufel in den Details. Aber wenn man vorher noch nie Probleme mit so etwas gehabt hatte, dann weiß man sowas ja nicht. Es könnte ja auch der Bürostuhl sein... oder das Wetter. Und so wurde nie eine Einweihungsfeier gemacht. Der Herr Direktor hat es dann in den März schieben wollen, auf den Geburtstag seiner Frau. Aber sie weiß, wie ihr Mann ist. Und außerdem wollte sie über ihren Geburtstag nochmal nach Prag. Gesagt hat sie es ihm aber noch nicht. Und im Versprechen ist der eh immer ganz groß. Aber dann letztendlich organisieren? So war es dann auch mit der Beleuchtung wieder. Versprechen kann der. Kauf die hat er gesagt, als sie sie sich im Internet Weihnachtsdeko angeguckt hat und ihn nach seiner Meinung gefragt hat. Kauf die. Kauf die doch, hat er gesagt und mit dem Finger drauf gezeigt, während er mit der anderen Hand seinen Lieblingslabrador gestreichelt hat. Und dann hat er gedacht, dass er seine Ruhe hat. Kauf die. Grünes Licht geben in der Hoffnung, dass sie sie dann doch nicht kauft. Aber sie ist jetzt mutiger als vor all den Jahren. Sie ist nicht mehr das kleine Mädchen von damals. Immer hat sie beigegeben. Immer. Aber nicht mehr heute. Selbst ist die Frau. Kontra geben. Frauen Power. Was die Männer können, das können wir schon lange, hat ihre Freundin Luise mal gesagt und gelacht. Und sie hat auch gelacht. Aber dann war es auch irgendwie ernst gemeint. Und beide haben noch eine Flasche Cremant aufgemacht. Was die Männer können, das können wir schon lange, hat sie dann nochmal gesagt, als Luise schon im wieder im Auto auf dem Weg nach Hürth saß, und sie selber nur auf der Couch saß und das Geschirr und die Gläser und den Aschenbecher und die Papierchen und die Servietten und die leeren Flaschen und die leere Zigarettenschachtel mutwillig hat liegen lassen und sich dann doch den letzten Schluck eingegossen hat. Keine Einweihungsfeier. März. Im Leben nicht. Gelacht hat sie. Prag. Ist ja schließlich mein Geburtstag. Und dann hat sie doch die Lichterdeko gekauft. Ende Oktober. Dann sollte die ja zu Weihnachten da sein. Kein Problem. Nur wer soll das installieren? Ihren Mann kann sie ja nicht fragen. Der hat ja zwei linke Hände. Wenn der nicht so gut verdienen würde, dann müssten sie sich warm anziehen. Der Weihnachtsbaum letztes Jahr, im alten Haus, wenn sie sich daran erinnert, der war sowas von schief. Und der hat das geleugnet. Gut, und sie hat auch nichts mehr gesagt. Es hätte ja eh keinen Sinn gemacht. Und wie patzig der auch wurde. Aber das sind die Symptome, wenn man sich vor der Wahrheit versteckt. Umso aggressiver der Gegenüber, umso bewusster ist er sich doch seines eigenen Versagens. Gut, gesagt hat sie auch nichts mehr. Versucht ihn zu begradigen, als der Herr Direktor im Bett war. Dabei ist der Baum fast umgefallen. Fast. Und sie fast auch. Hätte sie aber auch nicht versuchen sollen nach der Flasche Wein. Aber so sauer war sie in dem Moment. Sie hat es gerade noch verhindern können. Aber dafür war er ihrer Meinung nach noch einen Ticken schiefer. Der Herr Direktor hat am Morgen mal komisch geguckt, aber auch nichts gesagt. Wie auch immer. Sagen tut sie nichts. Aber das soll nicht heißen, dass sie es vergessen hat, dass sie irgendwas vergisst. Sie ist nicht nachtragend. Aber vergessen kann sie nicht. Wie dem allem auch sei. Weihnachten steht vor der Tür. Ihr Bruder, den sie wegen Covid und auf Grund eines Erbstreites eine lange, lange Zeit nicht gesehen hat, hat sich angekündigt. Ihre Schwägerin kann sie im Endeffekt gar nicht leiden. Versuchen tut sie es, ihrem Bruder zu liebe. Sie lebt seit 20 Jahren schon in Amerika. Ihr erster Mann, war Amerikaner. Börse oder so. Sie hat nie groß was gesagt, nur dann wenn sie ihren jetzigen Mann aufziehen wollte. Die giftige Schlange. Und jetzt tut sie so, als wäre sie selber Amerikanerin. Ob sie den Pass mittlerweile hat, dass weiß sie nicht. Aber es spielt auch keine Rolle. Aus dem Sauerland ist die. Aus ganz ärmlichen Verhältnissen. Und wie die spricht. Die tut doch nur so, als würde die nicht mehr richtig deutsch sprechen können. Immer irgendwelche englischen Wörter mit einbauen. Die hat doch vergessen, wo ihre Wurzeln liegen. Sauerland. Das ist ein ganz armes Mädchen aus dem Sauerland. Geschlagen hat der erste Mann die doch. Die kann froh sein, dass die meinen Bruder hat, denkt sie sich. Trinken tut die auch nichts. Die denkt wohl, sie ist was besseres. Meditieren. Lactoseintoleranz. Redet die sich ein. Die Amerikaner, die Oberschicht jetzt, mit ihren ersten Welt Problemen. Aber klar die Schere geht da auseinander. Hat ich ja gesehen auf der Spiegel TV Reportage. Dieses Elend in San Francisco, die Drogenepidemie... furchtbar, da hat der Trump, der Obama... und jetzt der Biden... furchtbar...Wie lange es ist, wundert sie sich gerade. Sechs Jahre? Der erste Eindruck. Die Familie vom Flughafen abholen. Düsseldorf. Warum kann das nicht Köln sein? Wären die nach Frankfurt gekommen, dann hätten die im ICE nach Siegburg kommen können. Ich würd die nicht in Frankfurt abholen. Einen kleinen Abstecher zum Weihnachtsmarkt. Glühwein und Camembert mit Preiselbeeren. Und dann zum Einbruch der Dunkelheit zu ihrer Villa am Altenrather Wald. Sie hat es sich alles genau ausgemalt. Und mit einem bißchen Glück da fällt auch Schnee. Dann wär ich bestimmt nicht nach Frankfurt gefahren. Die Meteorologen haben es zumindest eingeräumt. Gut, aber das kann sie ja nicht beeinflussen. Aber das was sie machen kann, das wird sie machen. Die Lichterdekoration von Aliexpress. Die hätte in der Metro bestimmt das dreifache gekostet. Bestimmt. Und dann noch all die Farben und der sich bewegende Weihnachtsmann. Einfach herrlich. Sie hat ja auch das Video auf youtube schon gesehen. Viermal hat sie es sich angesehen. Ja, die Deko muss es sein. Kalifornien. Als sie vor fünf Jahren, ne es sind doch sechs, wie die Zeit vergeht... als sie da in Kalifornien waren, wie die Welt noch in Ordnung war, wie die ihre Häuser geschmückt haben. Sagenhaft. Das gilt es zu toppen. Sechs Jahre, oder sind es sieben? Wie die Zeit wegrennt. Und dann die langweiligen, spießigen Nachbarn... die interessieren sich ja gar nicht für sowas. Die sind vielleicht auch gar nicht da. Kitzbühel hat die Krawinkel doch gesagt. Kitzbühel. Ich weiß wirklich nicht was die da wollen. In Kitzbühel würd ich nicht tot über dem Gartenzaun hängen wollen, denkt sie sich. Wirklich wahr. Von all den Orten die man sich aussuchen kann. Aber die haben eh keine Klasse. Und die Wenzels... die sind doch schon scheintot. Die hatten ja eh nie Interesse an irgendwas. Ich glaub der ist auch dement. Gut was solls. Der Krüger wirds schon machen. Dem geb ich dann die Kiste Weißen mit. Geld geb ich dem keins. Bei der Gage, die der verdient. Die Kiste Weißen soll auch reichen. Teuer sieht der ja aus. Aber war er nicht. Und schmecken tut der auch nicht. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Teuer sieht der wirklich aus. 20 Euro Flaschen oder so. Aber bah, ekelhaft, ich weiß auch nicht, wie wir uns da so vertun konnten. Aber ne, Sauvignon Blanc, Domaines Arnaud, 14. 14 war eigentlich ein gutes Jahr. Und der Sauvignon Blanc hat mir auch immer gut geschmeckt. Aber der hier. Ekelhaft. Gut der Krüger, der wird sich damit schon zufrieden geben. Der hat ja eh keinen Geschmack. Und wenn der nach Geld fragt, dann frag ich den ob der Karte nimmt... hahahaha... oder ne.. ich fahr kurz bevor der los ist zum Einkaufen.. der soll dann nur die Tür zuziehen.. hahahahaha... so soll der mir gar nicht kommen... Geld. Der ist doch überbezahlt auf der Arbeit. Und die Schramme, die der mir in den Wagen gefahren hat, die muss der auch noch melden. Schuselig ist der ja schon ein bißchen. Und rumtrödeln kann der auch ganz gut. Ich frag mich auch warum der nicht gestern schon fertig geworden ist. Das ist doch nur einstecken und dann war es das. Geistesgestört, mit was für Gesprächen der anfängt. Porscheclub, Sylt, Katamaran. Ich bin froh, wenn der heute endlich fertig wird. Was ist das denn für ein Qualm hier? Was ist denn hier los? Das kann doch nicht... Feuer... hier brennt es. Scheiße, das ist ja ein Riesenfeuer... nur raus hier...
-Sebastian, Sebastian, komm, wo bist du? Es brennt wir müssen raus hier...



Epilog Part II:

-... .
-Ich versteh sie ja, Herr Direktor.
-... .
-Ich hab ihnen aber auch schon vor einer Weile... .
-... .
-Und wohl...
-... .
-Ich kann mir datt selber auch nitt erklären.
-... .
-Gut,... .
Scheiße, wie komm ich aus dem Schlamasel wieder raus? Das Haus abgebrannt? Der will mich doch verarschen...
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-Sie verarschen mich aber nicht oder?
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-Ja, ne, sichi,...äh sicher. Zum Spaßen ist mir auch nicht zu mute.
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-Und die Rauchmelder?
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-Da wird keine Versicherung, keine Versicherung... .
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-Äh, watt ich ihnen anbieten kann, ich weiß nicht... mir ist datt ja auch alles nicht genehm... äh, sie könnten ja zu uns kommen, wenn sie äh...
-... .
-Ich wollt noch zum Kaufland und die Knusperente kaufen. Dann würd ich zwei kaufen, oder ich äh, vielleicht drei, kommt ja jetzt auch drauf an, wie hungrig man ist... und Bier wollt ich auch noch kaufen. So eine Kiste schönes Landbier und dann noch watt Weihnachtliches. Tuborg macht glaub ich so ein Festbier. Und zum Dessert wollt meine Frau noch Tiramisu machen. Hier Erdbeer Tiramisu. Sollt ja watt festlicher werden... wobei unter uns... die Erdbeeren im Dezember die schmecken eigentlich nicht. Israel hin und her. Ich bin da doch eher der Meinung man sollte jetzt regional und saisonal...
-... .
-Ne, Herr Direktor... äh... ne verarschen will ich sie nicht... sie können gerne kommen. Herzlich gerne...