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Wieder einmal mehr war auch dieses, sich dem nun zu Ende
neigende, Jahr 2016 mehr als strapaziös und mit mehr Meinungsverschiedenheiten,
um nicht Konflikte sagen zu müssen, denn je gespickt. So ist es nicht
verwunderlich, dass unser alter Freund und Protege Norbert Krüger dieses Jahr
eine äußerst kompromisslose Taktik an den Tag legt. Die diesjährige
Weihnachtsfeier der Arbeit wird tatsächlich boykottiert. Partisanaction, wie
Norbert es passend ausgedrückt hat. Zudem ist es auch erwähnenswert, dass er
dieses Jahr einen Französich-Kochkurs bei der VHS mit Bravur absolviert hat.
Und tatsächlich, Dinge, Einstellungen und Ideen haben sich grundlegend
geändert. Wir, als Beobachter im engsten Kreis, würden sogar wagen zu sagen,
dass es sich fast um eine Wiedergeburt
oder zumindest eine Metamorphose handeln könnte. Es ist schön zu sehen,
dass sich manche Menschen durch ihr Alter nicht von Innovation, Veränderung und
Verbesserung abhalten lassen wollen. Aber Norbert war schon seit jeher ein
Mensch, der sich nicht selbstlos der Resignation überlässt. Denn Leben hat
weitaus mehr als Angst und Frust zu bieten. Leben soll ein Fest sein. Sich daran zu erinnern, das ist unsere Pflicht. Leben muss zelebriert werden, so als wäre es
der letzte Tag, der uns gegönnt wäre. Und siehe da, die von Norbert ausgerufene
Einladung zum Galaabend sorgte im Vorfeld, genauso wie sie in Kürze feststellen
müssen auch im Rückblick für einiges an Gesprächsstoff. Kontrovers betitelt
sich der Prinz der Zukunft. Wer nichts wagt, kann nicht gewinnen. Wer nichts
riskiert geht sang und klanglos unter. Und wer nur redet, dem aber keine Taten folgen läßt, der sollte sich lieber mit einer politischen Karriere begnügen. Es ist bloß schade, dass unsere gute
Freundin und Alliierte Renate aus der Verwaltung leider zu dem Zeitpunkt auf
Grund ihrer fortwährenden Blinddarmprobleme kurzfristig in das Beueler
Krankenhaus eingeliefert wurde. Dennoch wollen wir uns nicht den Spaß am Spaß
verderben lassen und eilen zu der Einladung in das Hause Krüger, wo ein
französisches Bankett mit japanischem Twist, wie man so schön im Jargon zu
sagen vermag, aufgetischt wird. Wobei auch anzuerkennen ist, dass Norbert
keine, ich will das nochmals wiederholt und unterstrichen wissen, keine Kosten
und Mühen gescheut hat. Tauchen sie ein in eine Welt kulinarischer und
visueller Delikatessen. Lassen sie sich verwöhnen an einem erinnerungswürdigen
Galaabend. Seien sie zu Gast im Maison Krüger. Ein Bankett dessen
seinesgleichen noch nie gesehen hat. Norbert ist zu einem ambitionierten Hobbykoch und Gastgeber avanciert, geküsst
von einem Hauch Allüren. Aber wer kann ihm bei all den Mühen dabei böse sein?
Lassen Sie wenigstens, liebe Leser, genauso wie unsere gute Freundin Renate,
durch ihre Nichtanwesenheit bitte ihre Geschmacksnerven träumen und ihre Sinne
kitzeln und vielleicht, ja vielleicht werden sie selber irgendwann sich das
Herz fassen und dieses unvergleichliche Menü nachkochen um ihre engsten Freunde
und Verwandte nach Strich und Faden zu verwöhnen. Ein Visionär ist aus seinem
Schlaf erwacht. Ein Visionär führt uns auf den Pfad der Erleuchtung. Bon
appetit und Sayonara.
Galamenü im Maison
Krüger:
Champagnerempfang
*
Amuse bouche von
Tiger Prawns
*
Morchelcappucino mit
Pistazienschaum
*
Hummersalat,
Mangogel, Spargelmousse, schwarzer Sesam
*
Wasabigranite mit
eingelegter Pflaume
*
Dreierlei von der
Eifeler Gans, Confit, Wonton, Brust sous vide, klassischer Rotkohl,
Kartoffelkloß, Maronen und Orangenessenz
*
Unser Dresden,
neuinterpretiert
*
Überraschungen,
Espresso und Petit Fours
*
Unterhaltung
*
* dazu korrespondierende Weine aus aller Welt aus dem Keller
Krüger
-... .-
-Ja, ich bins Renate. Der Norbert. Ich wollte nur mal
durchklingeln und fragen wie´s dir geht.-
-... .-
-Ja superschade, dass du nicht gekommen bist. Superschade,
die haben dich alle vermisst.-
-... .-
-Ja klar, der Direktor, ja klar hat der angerufen, dass hab
ich auch so erwartet. Ich bin aber gar nicht erst dran gegangen. Nach alle dem
was der mir das Jahr über angetan hat. Geschieht dem Recht. Aber absolut.
-... .-
-Ne, der kann mir so was von am Arsch lecken.
-... .-
-Is auch egal. Deswegen hab ich das ja auch genau auf das
Datum fallen lassen.-
-... .-
-Waren auch fast alle da.-
-... .-
-Das Menü hattest du ja gesehen.-
-... .-
-Ein absoluter Traum.-
-... .-
-Und weißt du was Renate? Ich hab festgestellt, mit so einem
gewissen Druck kann ich wirklich am besten arbeiten. Dieser positive Stress,
ne? Der ist so leistungsfördernd.-
-... .-
-Ja wirklich, das ging alles so von der Hand. Wie geschmiert.-
-... .-
-So ein bisschen Druck, wenn du im Zugzwang stehst, dann ist
das so was von fördernd.-
-... .-
-Ja eigentlich, das fand ich ganz schön, das hab ich mal
gehört, Förderung durch Forderung.-
-... .-
-Amuse bouche? Das
heißt frei übersetzt, das ist ja französisch, das heißt amüsierter Gaumen. Das
ist eigentlich da um die Geschmacksnerven so etwas zu kitzeln, so ein bisschen
ärgern, wenn ich das richtig verstanden hab, nur um den Geist anzuregen und
vorzubereiten. Superschön auf jeden Fall.-
-... .-
-Das waren Krabben, die hab ich ganz frisch in der Metro
gekauft. Die waren so schön, so elegant, würd ich schon fast sagen. Ganz, ganz
schonend hab ich die gegart, die waren zart wie Butter, so eine Qualität
würdest du im Hit ja gar nicht bekommen.-
-... .-
-Dann der Cappucino von der Morchel.-
-... .-
-Ein absoluter Traum, das war zwar nicht viel, aber dieses
Aroma, dieses Flair, den die Morchel versprüht, das ist sagenhaft. Ich würd
wirklich sagen, dass das der wundervollste aller Pilze ist.-
-... .-
- Pistazienschaum war dadrauf. Die Morchel und die Pistazie,
das ist eine Kombination. Wie aus einer anderen Welt. Das hat so einen Hauch
deutsche Wälder und diesen Touch Orient. Das ist das beste aus zwei
Welten. Das ist halt der Hammer, wenn man Sachen so schön kombinieren kann.
Wenn zwei unterschiedliche Dinge miteinander doch so eine Art Beerdigung,...äh
sorry Hochzeit eingehen. Das ist sagenhaft.-
-... .-
-Der Kochkurs, der hat mich ja dieses Jahr so auch mental
gebildet. Da ist so was unbeschreibliches mit mir passiert. Ich hab da so einen
Schub nach vorne bekommen. Hätte ich das früher gewusst, dann wär ich Koch
geworden. Dann wär ich um die Welt getingelt und hätte in allen
Sternerestaurants gearbeitet. Das wär so schön.-
-... .-
-Gut ja klar. Zeit kann man nicht zurückdrehen. Leider. Aber
wenigstens hab ich jetzt meine Berufung gefunden. Und das wird auch für immer
so bleiben. Das werde ich privat auch für immer so handhaben. Mal sehen was da
auch noch auf mich zukommt. Aber das macht mir momentan so einen Spaß und
alles. Das ist unbeschreiblich.-
-... .-
-Weißt du, wie es
ist, wenn man nicht mehr daran glaubt und sich dann doch nochmal verliebt? Das
ist so ein unbeschreibliches Gefühl. Wie auf
Wolke sieben.-
-... .-
-Aso ja, weißt du was? Da hab ich so ein bisschen mit der
Illusion gespielt.-
-... .-
-Das Granite ist eine Art Sorbet, nur kristalliner, weil
das nicht in die Eismaschine geht, sondern angefroren wird und dann immer mal
umgerührt. Ich hab das aber nicht so gemacht, sondern genau umgekehrt. Ich
hatte da ein Pflaumensorbet gefunden in der Metro, das war ganz gut und dann hab ich da einen Ticken
Balsamicoessig drübergegossen und einen Klecks Wasabi dran. Ich weiß das hört
sich jetzt mutwillig an, aber die Kombination an sich. Das ist so der Hammer.
Süß, pikant, sauer. Das ist ja die Sache mit Japan, die lassen ihre
Geschmacksnerven ja auch erst in eine Art Einöde wandern um sie dann in einem
farbenfrohen Feuerwerk zu stimulieren. Die kennen das ja nicht anders.-
-... .-
-Japan hat mich ja auch seit jeher interessiert. Ist halt
nur die Frage, wie wir unser Japan interpretieren können.-
-... .-
-Ja, schön das du fragst. Die Eifeler Gans, ich hatte die
bei einem Bauern vorbestellt, biologisch und alles. Klar da bezahlt man, aber
man schmeckt es auch. Ich hab das was abgewandelt. Ich war was unter Zeitdruck.
Deswegen hab ich die Gans so gemacht. Die war aber so saftig innen drin und
dabei schön knusprig, das ist halt das Geheimnis, wenn man die auf niedriger
Stufe gart und dann kurz vor Ende nochmal mit dem Grill, äh den noch mal schön
hochjagen. Die Haut war wie dünnes Glas. So der Hammer.-
-... .-
-Ne, ich find einen großen Kloß besser. Weil, wenn man da
mehr hat, wie viel gibt man dann? Zwei, drei? Ich wollte das so was
runterreduzieren. Und die waren so schön luftig. Die waren so luftig. Da sind
die Japaner ja auch irgendwie immer vorne bei. Minimalistisch arbeiten. Das ist
auch was, was mich so an denen fasziniert. Gans, Kloß, Rotkohl, alles
supermininalistisch. Auf den Punkt gebracht. Nur die besten Zutaten. Perfekt
verarbeitet. Schlusspunkt. Das ist ja auch warum ich mich so dafür
interessiere. Schweiz. Die mit den Uhrwerken. Japan, diese Samuraitradition.
Diese Loyalität. Diese Ergebenheit. Frankreich, die lange Tradition von einfachem,
bäuerlichen Essen bis zu den Königshäusern. Das war ja mein Anspruch, dass ich
das alles auf diesem Essen so repräsentiere. Das hört sich jetzt ein bisschen
geschwollen an, aber ich hab so eine Befriedigung gespürt. So etwas weltliches
und kompaktes. So eine Freiheit. Wirklich, wenn ich jetzt drüber nachdenke,
dann, ne ganz im ernst jetzt. Vielleicht mach ich eine Umschulung zum Koch. Das ist so was von
erfüllend. Und hier, den Stollen, falls du dich gewundert hast. Ich hab den in
den Mixer getan. Das war der günstige vom Kaufland, aber egal, die Zutaten sind
ja eh alle dieselben. Ich hab den so fein gehächselt, dass nur noch Krumen über
waren, das war fast Staub. Dann hab ich den einfach auf die Teller gestreut und
ein kleines Schälchen flüssige warme Butter dazu gereicht. Boar, die haben alle
geguckt. Das war so was von obskurr. Aber der Hammer. Staub vom Stollen. Das
musst du zu Hause mal versuchen. Und dazu die warme Butter, das unterstützt den
Stollen so. Du denkst vielleicht dass ich jetzt was bescheuert bin. Aber die haben
die Teller leergeleckt. Und das war so schön. Weißt du, das ist doch der Punkt,
wo sich alle Mühen gelohnt haben. Das ist doch die schönste Bezahlung, wenn die
Menschen glücklich nach Hause gehen, satt und mit einer schönen Erinnerung.
-... .-
-Ja, da hast du Recht, Renate. Aber ich sag immer, es kann
ja nicht komplex genug sein. Selbst dieser japanische Minimalismus bietet etwas
komplexes. Du brauchst nur den Schlüssel um das zu öffnen. Es geht hier auch um
die Metaebene. Die Geste der Herzlichkeit und professionelle Widmung. Das sind
so viele Faktoren, die da mit reinspielen. Aber das wichtige ist, dass man auf
lange Sicht seine wahre Identität findet. Das ist es doch. Lassen wir doch mal
ehrlich sein. Freundschaft gleicht Gesundheit gleicht Essen gleicht Liebe
gleicht äh Leben. Du bist was du bist.
Das ist der Kreislauf. So weit kann man das doch runterreduzieren und so
komplex ist es dann wieder.
-... .-
-Meine Frau, die hat die Deko gemacht. Die hat sich zwar
nicht so die Mühe gemacht. Aber die ist auch eh ein bisschen im Stress. Aber
was die gemacht hat, das war so was von
effektiv. Und der Guido mein Sohn, ne? Der hat sich als Samurai verkleidet und
die Getränke serviert. Die haben den alle gar nicht erkannt. Und wie der das
gemacht hat, so kleine elegante Schritte. Und wie der reingekommen ist. Das hat
mich so was von gefreut. Du weißt ja sonst hab ich meine Probleme mit dem, aber
da war der so was von involviert ohne wirklich involviert zu sein. Der hatte
wirklich so was butlerähnliches. Und das hat dem ja auch voll Spaß gemacht. Der
meinte vielleicht auch, dass er vielleicht mal Kellnern will. Jetzt einfach mal
rumgesponnen. Ich in der Küche, der im Service, das könnte so was von abgehen.
Dann meine Frau halt irgendwie Planung. Ein kleines Bistro hier in Eschmar, mit
dem richtigen Businessplan könnte das voll Einschlagen. Aber voll.
-... .-
-Aso, ne kein Ding, ich kann ja nachher noch mal anrufen
oder morgen.-
-... .-
-Müde? Kann ich verstehen, ruh dich doch erst mal schön aus.
Pass auf, komm doch einfach mal mit deinem Mann zu uns zum Abendessen, wenn du
wieder auf dem Damm bist. Dann kann ich ja was zaubern.-
-... .-
-Was gibt es denn?-
-... .-
-Haferschleim? Du tust mir so leid.-
-... .-
-Ja gute Besserung. Wir sprechen auf jeden Fall. Ja und wenn
du wieder fit bist, dann musst du mir versprechen, dass du deinen Mann
einpackst und dann schlägst du bei uns auf. Ich koch das Menü dann vielleicht
nach, aber so gut bekomm ich das im Leben nie wieder hin. Oder, ach was solls.
Ich setz mir einfach neue Ziele. Vielleicht mach ich da auch was mit Schonkost,
aber superedel. Gesundes Essen muss ja nicht langweilig sein.-
-... .-
-Ja genau, jetzt machen wir aber auch Schluss. Ja tschüssi.-
-... .-
-Ja tschüssi, tschüssi.-
Und just in dem Moment, wie Renate ihr kleines Schälchen
Haferschleim aufgegessen hat, klingelt widererwartend erneut das Telefon:
- Renate? Ja, ich bins, der Siggi.-
-... .-
-Ja ich wollte nur mal eben reinhören, wie es bei dir
aussieht. –
-... .-
-Aso, aso. Das hört sich doch schon viel besser an.-
-... .-
-Renate, eins kann ich dir sagen, du hast nichts
verpasst, aber absolut nicht. Ja oder eigentlich dann doch.-
-... .-
-Und hättest du sehen sollen. Fing alles schon mal super
an. Das Handy hat geklingelt, der Norbert läuft kreidebleich an. Und ich stubs
den an. Der guckt mich nur an. War der Direktor am Telefon. Ich hab gelacht.
Der hat sich so was von ins Hemd gemacht. Der wusste, dass der das wusste.
Kannste dir vorstellen, was der am Montag für einen Einlauf bekommt. Ich weiß
nicht wer dem das gesteckt hat. Aber irgendjemand bestimmt. Ansonsten würd der
den doch nicht anrufen.
-... .-
-Der hatte 20 glaub ich eingeladen, 9 sind gekommen.
Totales Armutszeugnis.-
-... .-
-Wir haben noch gewartet. Aber ich weiß gar nicht, wen
der eingeladen hat. Aber da waren 11 Stühle nicht besetzt, war voll der
Geisterabend. Der Norbert hat sich so was von angepisst.-
-... .-
-Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Der ganze Abend
war total Scheiße oder eher ne war voll super, war total die Komödie .-
-... .-
-Angefangen hats damit, dass der am Tisch gesagt hat,
dass wir den nur mit Monsieur ansprechen sollen. Ich hab den so was von
ausgelacht. Die anderen dann auch. Aber du hättest die Gesichter mal sehen
sollen. Die konnten gar nicht glauben was abgeht.
-... .-
-Der Sohn vom Norbert, der war in einem Kimono gekleidet,
dem konnte man ansehen, dass der das nicht will, so mit weißem Gesicht und so,
der kam da mit dem Tablett rein. Champagnerempfang? Pustekuchen. Das war so
Rotkäppchen, ich hab die Flaschen ja in der Küche gesehen. Und der Guido der
ist so was von blöd, der kommt da mit
dem Tablett rein und ist der Länge nach hingefallen. Wobei der tut mir auch was
leid, dem konnte man das ja ansehen, dass der gar keinen Bock drauf hat. Und
der Norbert hat den so was vor uns zusammengestaucht, der hätte fast geweint.
Tat mir dann ja auch was leid, aber ich musste voll loslachen. Der kommt dann
wieder rein und hat versucht mit dem Staubsauger die Scherben aufzusaugen. Klar
ist der Staubsauger auch noch kaputt gegangen. Du hättest den Norbert mal sehen
sollen, der ist so was von ausgeflippt. Wie der rumgebrüllt hat.-
-... .-
-Und dann .-
-... .-
-Der hat uns die Menüs ja noch mitgegeben mit so einem
goldenen Band zusammengerollt, hab ich direkt bei dem in den Vorgarten
geworfen. So ein Scheiß. Ich weiß gar nicht was der sich für einen Film fährt.
Sternekoch oder so, dass ich nicht lache. Der hat sogar die Tage bei der IHK
angerufen wie das ist mit verkürzter Ausbildung aussieht. Da hat der sich ja
auch noch bei mir ausgeheult, dass die den auf Grund des Alters von der
Umschulung abraten .-
-... .-
-Der hat se eh nicht mehr alle. .-
-... .-
-Und die Küche sah aus, wie ein Schlachtfeld. Da war
alles dreckig. Aufgetürmt bis zum geht nicht mehr. Der Herd war total verkrustet
und alles. Und gestunken hats da drin. Da war so eine Qualmwolke, so was
verbranntes oder Tod, ne es war eigentlich industrieller Tod der da in der Luft
lag. Brutal. So was von fies. Die Frau von dem stand am Waschbecken, die hatte
Gartenhandschuhe an. Die war mit so einem aggressiven Reiniger dran, die hat
gehustet. Du hast so was noch nicht gesehen.
-... .-
-Und dann so ein Amuse bouche Scheiß. Die Krabben, das
waren so Minikrabben, die man sonst für Cocktail nimmt. Total winzig, schon
peinlich und die waren auch so, das hat man gemerkt, die waren schon längere
Zeit aufgetaut und trocken und auch was muffig. Ich hab das gar nicht gegessen.
Voll widerlich.-
-... .-
-Dann die Gans, da hat der ja groß rumgeprahlt. Dreierlei
von der Gans. Was der gemacht hat weiß ich auch nicht. Die war, da war nur eine
Gans, im ganzen, wobei eine Keule hat gefehlt. Und der hat die serviert, außen
total verkohlt, aber total. Die sah aus als wär die im Krematorium gewesen. Und
innen drin war die noch roh. Sowas hab ich noch nicht gesehen. Der sagt, dass
das so sein muss. Aber die Melanie, die hat ja, der Vater ist ja selber Koch,
die hat dem mal die Meinung gesagt zum Thema Geflügel und untergart. Der hat so
eine Flappe gezogen, die dann wieder genommen und dann in die Mikrowelle
gedeut. Wir alle gewartet. Totenstille. War voll peinlich. Der in der Küche am
fluchen, mit der Frau rumgebrüllt, die hat irgendwas hingeschmissen. Und dann
bing, Mikrowelle fertig. Und der kam wieder rein am Grinsen wie ein
Honigkuchenpferd. Konnte man aber sehen, dass es nicht so gemeint war. Der war
voll am Zittern, war so peinlich. Der hat die Gans auf den Tisch geknallt. Das
Fett noch bei der Sabine auf das neue Kleid. Musst du dir mal vorstellen, der
war so sauer, der hat total die Kontrolle verloren. Aber total. Der ihr Kleid
ist auf jeden Fall hin. Und das hat die ja für Weihnachten ursrprünglich
gekauft. Wenn der ihr das nicht bezahlt, dann will die den auch vielleicht bei
der Polizei anzeigen.-
-... .-
-Aso, aso. Ja gut dass du fragst, der sagt ja
korrespondierende Weine. Der hatte da nur irgendsoeinen billigen Lambrusco oder
so. Keine Ahnung. Da war aber nicht viel von Korrespondenz zu spüren. Hatte der
ja in Karaffen abgefüllt. Und irgendso ein Tuch drumgeschlagen. -
-... .-
-Beim Dessert hab ich gedacht, der ist total am
durchdrehen. Das war nur Staub. Kennst du das wenn man ein Loch in die Wand
bohrt und der Staub unten auf dem Boden liegt? Sowas war das. Dazu hat der
geschmolzene Butter serviert. Ich hab schon gar nicht mehr gefragt. Da war eine
Totenstille im Raum. Und dann hat der Direktor auch noch mal angerufen. Der
Norbert ist bestimmt für 10 Minuten verschwunden oder so. Ich hab dann auch im
Namen von allen dem seine Frau gebeten das Dessert wegzuschmeißen. Der kommt
wieder rein. Und dann hat der das gesehen. Der hat die in der Küche nochmal so
was von zusammengestaucht. Der hat die den ganzen Abend behandelt wie ein Stück
Scheiße. Die tut mir so leid die Frau. Aber zu uns sagt der nichts. Ich hab dem
nachher auch nochmal die Meinung gegeigt. Totale Verarschung. Der hat noch
versucht sich zu rechtfertigen. Der war so was von am Zittern, der hätte auch
fast geweint. Und ich sag dem nur, komm lass is gut. Ich hab den noch voll
ausgelacht. Das ist der totale Vollhorst.-
-... .-
-Und ich frag den noch nach Petit fours, hat der ja
angekündigt. Der ist total rot angelaufen. Sowas von peinlich. Der fängt an zu
stottern und sagt, dass das im Dessert inbegriffen war. Kaffee wollte ich dann
auch nicht mehr. Hab ich vergessen zu sagen, die Klöße waren auch nur ein
Matsch, Rotkohl war auf jeden Fall Hengstenberg. Das schmeckt ja sonst so
lalala bis in Ordnung. Aber damit das keiner merkt, dass der das gekauft hat,
da hat der noch Knoblauch dran gemacht. Voll fies, aber voll fies .-
-... .-
-Ne ganz im ernst .-
-... .-
-Ach Haferschleim hattest du gerade? Da würd ich sagen,
dass du auf jeden Fall besser gelitten bist als wir gestern .-
-... .-
-Und der hatte so eine Scheißweihnachts-CD am laufen.
George Michael und all der Scheiß. Immer wieder und wieder bis die Melanie dem
mal die Meinung gesagt hat. Und das beste, jetzt halt dich fest, ich halt das
Menü hoch, und mein was mit der Unterhaltung ist, was da angekündigt war und
der geht wieder zum CD Player und macht die gleiche CD wieder an, nur lauter.
Die Melanie ist so ausgerastet. Das kannst du dir nicht vorstellen. Ich mein
die hat einen langen Geduldsfaden, aber wenn die einmal in Rage ist, dann ist
die ja nicht mehr aufzuhalten. Du kennst die ja. Die hat dem so mal die Meinung
gesagt.-
-... .-
-Ne ich hab mich mit denen noch abgesprochen, als der auf
Toilette war. Wir haben dann alle schnell die Mücke gemacht. Wir sind dann noch
zum Theo, Gyros komplett für alle. Die Sabine hat aber nichts mehr
runterbekommen. Die hat sogar noch vor dem Haus vom Norbert gekotzt. Die hat
mir so was von leid getan. Die hatte dann nur den Ouzo, dann ging es wieder.
Ach und das beste die Frau vom Norbert ist auch mitgekommen. Der hat das Gyros
auch so gut geschmeckt. Und die hat sich bei uns ausgeheult. Das ist total die
arme. Aber auf jeden Fall. Und die hat sich so eine Mühe mit der Deko gegeben.
Das war alles so schön, was die da gemacht hat. Wir wären wirklich besser zur
Betriebsfeier gegangen. Und dann hatten wir noch eine Runde Ouzo aufs Haus. War total super. Der Theo,
die machen ja kein Dessert da, aber der hatte da so leckeren Joghurt mit einem
Rosmarinhonig, den der da aus seinem Dorf mitgebracht hat. Da hat der so was
von draufgeträufelt. Das war so lecker. Muss ja nicht mit so viel Pi pa po
sein. Die einfachen Dinge sind manchmal so gut. Es geht ja um die Geste und
Herzlichkeit. Der hat mir auch versprochen, dass der mir so ein Glas nächstes
Mal mitbringt. So hält man sich doch die Kundschaft. Nicht so ein Zirkus wie
der Norbert da veranstaltet hat.-
-... .-
-Ne versprich mir eins, geh da nicht hin. Wimmel den
irgendwie ab. Wenn dir deine Gesundheit und deine Nerven lieb sind, dann schlag
die Einladung ab.
-... .-
-Jetzt sei mir nicht böse, Renate. Aber ich muss langsam
voran machen. Ich komm die Tage vielleicht mal vorbei. Ich muss eh nach Beuel.
Dir noch einen schönen vierten Advent.-
-... .-
-Alles klar.-
-... .-
-Bis die Tage. Und gute Besserung.-Und in genau diesen Minuten denkt Norbert darüber nach, dass das Motto für das diesjährige Silvestergalamenü Feuerwerk der Sinne heißen muss, während Beate eifrig im Internet nach Angeboten für ein langes Wochenende im Bayrischen Wald schaut. Leider ist der Einzelzimmeraufschlag nie zu unterschätzen. Dennoch.
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